Galerie Dreikang
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Melodien entstehen und vergehen

Pianist Wanja Belaga komponiert beim Spielen


Hann. Münden. Ein wirklich einmaliges Konzert gab es für die Besucher der Galerie Dreiklang. Der Pianist Wanja Belaga ließ „Komprovisationen“, eine Mischung aus Komposition und Improvisation, erklingen, die in dieser Weise nicht noch einmal bei einer Aufführung ertönen werden.
Wanja Belaga, der aus Russland stammt, ließ sich schon als Baby von den Kantaten Johann Sebastian Bachs beruhigen. Als Kind hielt er Bach sogar für „Boch“ (russisch für Gott). Doch erst seit Kurzem hat er sich wieder dem Instrument seiner Kindheit zugewandt und eine unkonventionelle Weise, Klavier zu spielen, entwickelt.

Musikalische Ekstase


Mal weich gleitend, dann wieder stakkatohaft begab er sich während des Konzertes geradezu in einen musikalischen Rausch. Experimentell jonglierte er mit den Tönen, schleuderte sie dem Publikum bisweilen mit einer Nonchalance, die ihresgleichen sucht, entgegen. Der Körper wiegte sich im Takt der Musik vor und zurück, die langen, blonden Strähnen des Pianisten wirbelten nur so durch die Luft, und die Hände glitten in einem atemberaubenden Tempo die Klaviertasten entlang: Mal sanft streichelnd, dann fast energisch auf die Tasten einschlagend. Begonnene Melodien verebbten, um sich als etwas völlig Neues fortzusetzen. Gerade dieses Fragmentarische, dieses Mosaikhafte war es, was seine Musik prägte.
Durch starke Kontraste erschuf der Pianist eine elektrisierende musikalische Spannung: Manchmal schienen sich die Töne in einem letzten Aufbäumen der folgenden Melodie widersetzen zu wollen, dann herrschte streckenweise wieder eine große musikalische Harmonie. Seine Spontanwerke präsentierten sich verspielt sinnlich, mitunter sanft, fast zahm, schließlich jedoch wieder provokativ angriffslustig.
Wanja Belaga erschuf fragile Klangwelten, um seine eigenen Gebilde durch Disharmonien und harte Brüche wieder vor den Augen des Publikums kunstvoll zu zerstören und gerade dadurch zu veredeln. Und wenn der Pianist dann doch mal nach Noten spielte, verlieh er selbst den Klavierübungen von Bach und Oscar Peterson seine ganz eigene Note.
Auch ein Schuss Theatralik durfte nicht fehlen: Vom obligatorischen Rotweinglas auf dem Klavier bis hin zum in den Nacken geworfenen Kopf und den gen Himmel gerichteten Augen beherrschte der Pianist die Kunst der Inszenierung.
Fazit: Wanja Belaga harmonierte die eisige Kälte Russlands mit loderndem, musikalischem Feuer, das auf die begeisterten Zuhörer überging und sie nicht an Applaus sparen ließ. (yvz)

HNA-2.12.08



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